Herr Zett hat gesprochen. Also genau genommen hat er gelesen. Nämlich Lyrik und Sachtexte als Ergänzung zu jenem Teil der großen Präsentation des Zeichners Klemens Brosch (1894–1926), der noch bis 8. Jänner 2017 im NORDICO Stadtmuseum Linz zu besuchen ist.
Während die Landesgalerie Linz einen umfassenden Einblick in den künstlerischen Kosmos des geradezu besessenen Zeichners gibt und seine Arbeiten in einem größeren kunsthistorischen Kontext platziert, indem sie ihnen grafische Werke von Goya, Rembrandt oder Max Klinger zur Seite stellt, erzählt die Ausstellung im NORDICO die kurze Biografie des Künstlers in markanten Lebensabschnitten und -orten. Von seinen unfassbar reifen Arbeiten als Schüler, über seine Gründung der Künstlervereinigung MAERZ, seine aus dem ersten Weltkrieg resultierende Abhängigkeit von Morphium, seine Heirat, die großen Arbeiten und schließlich die bis zum Freitod am Pöstlingberg reichende Abwärtsspirale durch die Drogensucht.
Über die Ausstellung geben am besten die beiden Kuratorinnen Elisabeth Nowak-Thaller und Gabriele Spindler Auskunft:
Brosch hat sich in seinen Arbeiten teilweise aus der Literatur inspirieren lassen: zwei Bilder illustrieren Abschnitte aus Schillers Ballade »Die Kraniche des Ibykus«, Theodor Storms »Schimmelreiter« wird von einer Riesenwelle verfolgt und auch Goethes »Erlkönig« reitet durch eines seiner dunklen Aquarelle. Herr Zett steuerte Interpretationen dieser Texte bei, die nun in der Ausstellung als Hörstationen zum Verweilen und Lauschen einladen. Weiters einige zeitbezogene Sachtexte (u.a. von Hans Fallada) und Gedichte von Dransfeld und Trakl zum drogeninduzierten Schlaf, sowie eines des ehemaligen Linzer Bürgermeisters Hugo Schanovsky über Klemens Brosch selbst.
KLEMENS BROSCH
Kunst und Sucht des Zeichengenies
30.09.2016–08.01.2017
Landesgalerie Linz // NORDICO Stadtmuseum Linz
Abbildung: Klemens Brosch, Das Krokodil auf der Mondscheibe (Ausschnitt), um 1912
© Oberösterreichisches Landesmuseum Inv.Nr. Ha III 1420, Repro: Norbert Artner